Freitag, 21. November 2008

Mit 431 Sachen

Entschuldigt die lange Sendepause, aber gut Ding braucht Weile und Alltag ist eben überall nur Alltag...Aber am Wochenende war ich Shanghai.

Vor ca einem Monat bin ich mit einem meiner DAAD-Mitstreiter zu einer Eröffnungsfeier einer Kneipe hier Beijing gegangen, bei der auch eine Bekannte eben dieses DAAD-Mannes zugegen war. Diese wiederum ist seit nunmehr 4 Jahren in China und wohnt mittlerweile in Shanghai. Eben jene hatte uns damals jedenfalls eingeladen, sie doch einmal dort unten zu besuchen und das Angebot einer kostenlosen Übernachtung schlägt man natürlich nicht aus.

Somit ging es am Freitag im Luxusnachtzug auf gen Süden zur "Hure des Orients" (Lonely Planet). In China gibt es fünf verschiedene Klassen im Zug: es gibt ganz einfach Stehplätze, es gibt harte Sitzplätze, weiche Sitzplätze, harte Schlafwagen und weiche Schlafwagen. Allerdings heißt hart an der Stelle nicht, dass es Holzpritschen oder Plastestühle sind, sondern dass man sich das Abteil einfach mit mehr Menschen auf einmal teilt und es entsprechend enger ist. "Leider" gab es keine Hartliegen mehr und wir "mußten" 1.-Klasse-Luxus-Tickets nehmen. Somit hat man dann ein Viererabteil, süße Hausschuhe, eine Thermoskanne, Zahnbürsten und natürlich einen Weckdienst. Die ganze Fahrt dauerte ca 11 Stunden und morgens 7.30 Uhr kamen wir in Shanghai mehr oder minder ausgeschlafen an.

Erster Eindruck: Es ist naß! Dafür aber nicht so kalt wie in Beijing. Die U-Bahn ist breiter aber trotzdem genauso voll und durch die Nässe stinkt es mitunter noch schlimmer in der Shanghaier U-Bahn als in der Beijinger. Zweiter Eindruck: Shanghai ist hoch. Ein Haus überragt das andere, jeder Architekt hat versucht eine ausgefallenere Dachstruktur als seine Kollegen in den Himmel zu setzen, aber bei diesigem Wetter lohnt es sich einfach nicht, in den 100sten Stock für teures Geld zu fahren um dann doch nichts zu sehen. Da haben wir uns dann kurzerhand entschlossen, eine 3-stündige Bootstour den Huangpu Jiang entlang gen Norden zur Mündung in den Chang Jiang (Jangtsekiang) zu machen. Entlang der Strecke fährt man einzig und allein durch Industrieanlagen, an Schiffswerften und Raffinerien vorbei. Kein Schöner Anblick, aber trotzdem spannend - man kann ja lauter tolle große Schiffe angucken! Die Mündung in den Chang Jiang ist riesig und wir konnten das ander Ufer dieses Riesenflusses nur erahnen - wahrscheinlich war es sogar nur die vorgelagerte Insel im Fluss, die wir erspähen konnten.

Entlang des Waitan (oder auch Bund, die Uferpromenade entlang des Flusses, ähnlich den Landungsbrücken in Hamburg) zu spazieren ist eher anstrengend, da die Massen an kleinen Händlern natürlich jedem Nicht-Asiaten und offensichtlichem Touristen ihren Schnick-Schnack anbieten. Dazu kommen die Chinesen, die unwahrscheinlich gerne Photos mit uns, den Laowai (alte Ausländer), machen. In der Haupteinkaufsstrasse, der Nanjinglu, geht das große Fressen dann weiter, nur dass sich hier dann auch noch gewisse Damen anbieten und man gewisse Gewürze zum rauchen erwerben kann...

Spannend an Shanghai, ist vor allem das Gefühl, dass die Partei, dass Beijing weit weg ist. Alles wirkt viel liberaler, etwas chaotischer und vor allem regiert hier der Konsum. In den U-Bahn-Stationen gibt es jede Menge kleine Läden und vor allem fällt das viel nackte Fleisch auf den Werbeplakaten für Damenunterwäsche, Parfums und ähnliches auf. Während man in Beijing mit einem fröhlichen roten Banner mit der Aufschrift "Die Haupstadtbevölkerung zollt den Genossen Soldaten ihren Respekt" am Hauptbahnhof empfangen wird, quellen einem in Shanghai die Brüste entgegen...

Und natürlich war dann da noch der Transrapid! Das wollten wir uns nicht nehmen lassen! Wenn man sich diesen Spaß schon nicht in Deutschland gönnen kann, dann doch wenigstens in Shanghai! Für 80 RMB kann sich ein Return-Ticket kaufen um herrliche 2 Minuten lang einen Geschwindigkeitsrausch von 431 km/h zu erleben. Und alles ganz reibungslos (jaaa die Herren Physiker und andere Nörgeler - natürlich ist da noch der Luftwiderstand...). Die Gesamte Fahrt dauert mit Beschleunigung und ewiger Bremserei ca 8 Minuten, es wackelt ganz schön, wenn der Zug in der entgegengesetzten Richtung vorbei rast, knallt's ganz kurz und ansonsten ist es doch recht gemütlich. Im Nachtzug auf dem Weg zurück nach Beijing fährt man dann wieder lahme 130...

Natürlich gibt es in Shanghai noch eine ganze Menge mehr zu sehen, aber dafür waren die zwei Tage dann doch etwas zu kurz...Ich denke, dass ich schon noch einmal dort runter fahren werde, und sei es nur des leckeren, frisch auf der Strasse gepressten Zuckerrohrsaftes oder der Menge an Restaurants aller Couleur wegen.

Und bevor ich es vergesse, wenn hier jemand von euch einen Kommentar hinzufügen will, kann er das auch ohne Registrierung entweder als Anonym (was schade wäre) oder einfach mit Namen machen - entgegen der Beschwerden, die schon kamen. Müßt ihr einfach mal gucken, ne.

Der Franz

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das klingt ja echt alles sehr spannend, was du da erlebst.
Ich skype gerade mit dir ;)

Anonym hat gesagt…

Warum eigentlich die "Hure des Orients"? Gibts da noch ne Story zu?