Dienstag, 28. Juli 2009

Aus der Wueste durch die Tropen zu Mother India

Watt'n Ritt. Das ging alles ganz schoen fix letzten 8 Tage oder so. Eben noch in Xinjiang bei den Uighuren in der Wueste gewesen, dann ueber Golmud und Lanzhou den ersten Kreis geschlossen, dann 37 Stunden Zugfahrt knapp 3000km einmal quer durch China bis nach Guangzhou, dann Hong Kong, Macao und jetzt Delhi. Ein Brett vor den Kopf nach dem anderen - kulturweise, klimatechnisch, preislich.

In Guangzhou fing der Westen an. Als Sonderwirtschaftszone Chinas schon lange voller Westler, teure Unterkuenfte, Restaurants, Glasbauten, modernste U-Bahn UND: nen fetten teller voller Bratwuerste!!! Da gab's eine deutsche Kneipe ganz klassisch und da hab ich mich wie noch nie auf Bratwurst gestuerzt! Grossartig! Guangzhou liegt nun auch schon in den Subtropen, entsprechend schwuel-heiss war es dort und nach der trockenen Wueste bzw der klaren Gebirgsluft doch eher unangenehm. War aber erst der Anfang...Guangzhou liegt schoen am Perlfluss mit vielen Parks, Tempeln, Graebern. Wir haben uns den Orchideenpark angeschaut, in dem man sehr angenehm einen ganzen Tag Tee trinken verbringen kann. Guangzhou war aber nur ganz kurz.

Am naechsten Tag ging's schon raus aus China!!! Mit dem Expresszug vorbei an Reisfeldern, Fischteichen und tristen Wohnsilos bis Shenzhen und von dort zu Fuss in die Freiheit! So hat es sich jedenfalls angefuehlt nach geblockten Internetseiten, Strassenkontrollen, Propaganda usw. Und zack, waren wir in Hong Kong. Als ich das erste Mal vor ca 6 Jahren dort war, fand ich es nur graesslich, jetzt finde ich es noch immer graesslich, aber auch einfach geil. Ist zwar kein schoenes Wort, aber 'geil' beschreibt die Stadt ganz gut. Oder einfach Angeber. Die Stadt hat alles: unberuehrte Tropenwaelder durch die man tagelange Trekkingtouren machen kann, wunderschoen Sandstraende, an denen man grillen und riesen Containerschiffe draussen auf dem Meer vor den vielen hundert kleinen Inseln beobachten kann, kleine verlassene Fischerdoerfer, die man nur per Boot oder eben zu Fuss durch den Wald erreicht und natuerlich den Part, den alle kennen - die monstroese Glassbetonwueste. Aber auch der Part ist irgendwie einfach geil. Unter 40 Stock hoch ist da nicht viel, die ganze Welt rennt dort rum, die Schoenen und Reichen zeigen wie schoen und reich sie sind, die Porsche-, Maserati- und Ferraridichte wird dort mit eine der hoechsten sein, die Villen auf den Huegeln mit Meeresblick fangen bei 3Mio an. Aber als so kleiner Budget-Tourist hat man in Hong Kong ganz schoen zu knabbern. Eine Unterkunft finden ist nicht einfach, zu normalen Preisen essen ist auch schwer und selbst der oeffentliche Verkehr schmerzt im Portmonnaie. Aber mit richtig viel Geld macht Hong Kong auf jeden Fall einen Hoellenspass!

Und da mir nun einmal grad in der Ecke waren, sind wir eben fuer einen Tag und eine Nacht auch mal eben mit dem Boot rueber nach Macao. So richtig viel los ist mit Macao aber nicht. Ausser, dass dort ein Casino am naechsten steht (im Venetian waren wir mal drin - da haben die Deppen doch tatsaechlich Venedig IM Hotel nachgebaut...) kann man da nicht viel machen. Die portugisischen Puddingtoertchen waren lecker, die Straende aber schlecht und auch nach 3 Stunden Suche hatten wir noch keine Kneipe fuer einen kuehlen Drink gefunden...Das findet alles in den Casinos statt...

Von Macao sind wir dann wieder nach Hong Kong eingereist aber auch nur, um dann am Abend nach New Delhi zu fliegen. Ich wusste ja, dass es mich irgendwann einmal nach Indien verschlagen wird, aber dass ich von Hong Kong da rueber fliegen wuerde...Ditt is schon verrueckt. Da kauft man mitten in der chinesischen Pampa einfach mal eben fix ein Flugticket und fliegt fuenf Tage spaeter. Is doch ne verrueckte Welt, oder? Jedenfalls so als Teil der previligierten - wieviel sind's? - 2 Prozent...

Und da waren wir, in Indien. Hier versuchen sie einen mindestens genauso, wie in China ueber's Ohr zu hauen und man muss immer ganz schoen viel diskutieren. New Delhi kocht. Von der Entwicklung her in meinen Augen ca 20 Jahre oder mehr hinter Beijing (nehme Beijing, weil es eben auch Haupstadt ist...) ist das Chaos 3 Mal so gross, der Krach und Staub, der sich so schoen mit dem ewigen Schweiss auf ganzen Koerper vermischt, bestimmt doppelt so belastend, aber es ist faszinierend. Wir wohnen ziemlich im Zentrum, sind schon drei Mal umgezogen und morgen geht's auf zum Taj Mahal. Hier flitzen alle moeglichen Westler rum - von den ganz klischeehaften "Austeigern" (im folgenden von mir - vielleicht zu unrecht - HOF, Hesse-Ohm-Fraktion genannt) ueber Familien zu Rollstuhlfahrern und jeder sucht "sein" Indien. Es ist faszinierend, wie sehr Indien (also Delhi) auf den Westler eingestellt ist, obwohl es doch so sehr hinter der materiellen Entwicklung Chinas hinterher haengt. In China war es doch recht schwer mal ein 'Westlerfruehstueck' zu bekommen, hier schreit es mir an jeder Ecke entgegen. Wahrscheinlich noch ueberbleibsel aus den Zeiten des Empire oder eben einfach Resultat des Fakts, dass Indien nicht erst seit 1980 offen ist. Bestimmt eine Mischung.
In einem Sikh-Tempel hier haben wir auch schon eine komplette Einfuehrung in Denk-, Glaubens- und Lebensweise der Sikhs durch einen Sikh erhalten. War sehr spannend. Wir sassen einfach in diesem Tempel und guckten uns die Zeremonie an, da setze sich ein aelterer Sikh zu uns, ermunterte uns ihm doch zur kostenfreien Essensausgabe im Tempel zu folgen und teilzunehmen, zeigte uns den ganzen Tempel und danach noch das an den Tempel gekoppelte Museum, das einmal die ganze Geschichte des Sikhismus darstellt. War sehr interessant, auch wenn ich der Sache leicht skeptisch gegenueber stehe. Ich glaube, er wollte vor allem mich bekehren, da ich ja nunmal schon einen Bart trage und lange Haare haben - also die Grundvorraussetzung fuer einen guten Sikh schon erfuellt habe.
Ich merke, dass ich hier extrem sprunghaft und chaotisch schreibe, was daran liegen mag, dass zum Einen Delhi so chaotisch ist und ich mich zum Anderen noch etwas verloren hier fuehle - hab noch nicht so richtig rausbekommen, wie Indien funktioniert, was Wahrheit und was Touriverarsche ist. Hier trifft sich alle Welt, jeder will jeden Bekehren, jedem das Geld aus der Tasche ziehen aber das Essen ist unwahrscheinlich lecker!

Und damit sei's genug fuer heute. Sorry, dass ich keine Bilder hochgeladen habe, aber das kommt vielleicht noch.

Der Franz

Dienstag, 14. Juli 2009

Kleine Adaptionen

Inzwischen sind wir aus Xinjiang raus und sitzen in Golmud, einem kleinen Nest ca 1000km noerdlich von Lhasa und warten auf unseren Zug, der uns Stueck fuer Stueck nach Hong Kong bringen wird...Eigentlich sollte es ja von hier aus nach Lhasa und dann nach Nepal gehen, aber nach den Ereignissen in Urumqi wurden die Bestimmungen auch fuer Tibet noch einmal verschaerft, so dass wir uns dort nicht mehr frei bewegen koennten, einen teuren Jeep mit Fahrer und Guide mieten muessten und das sind wir einfach nicht bereit zu zahlen und ausserdem wollen wir nicht durch Tibet an der Hand gefuehrt werden...Und somit geht es in den Sueden nach Hong Kong und von dort direkt nach Neu Delhi. Auch schoen!



Es war schon spannend auf der Route entlang der suedlichen Seidenstrasse, ein wenig mulmig allerdings auch. Ueber Handy erfuhren wir von den Unruhen in Urumqi, wollten selbst ein wenig im Netz nachrecherchieren und mussten erfahren, dass das Internet in ganz Xinjiang abgestellt war. Keine Kommunikation moeglich. Am naechsten Tag stellten wir dann fest, dass auch das Handynetz weitestgehend lahm gelegt worden war - ausser Inlandstelefonaten und mit ein wenig Glueck auch Anrufen aus dem Ausland ging nix mehr. Keine SMS nirgends hin und ins Ausland telefonieren auch nicht. Schon komisch, wenn so mehr oder weniger von der Aussenwelt abgeschlossen ist...In den Staedten patroullierten auch mehr Polizisten als sonst, an fast jeder groesseren Kreuzung stand mindestens ein Polizist und auch das Militaer zeigte mehr Praesenz indem es tagsueber mal eben einen Ausflug durch die Stadt machte oder Abends eine Gruppe Soldaten lautstark die Hauptstrasse entlang "spazierte". Zwischen den Staedten musste der Bus auch immer wieder an Kontrollpunkten anhalten und alle durften ihre Dokumente zeigen - offensichtlich suchten sie auch noch nach einigen Leuten, da Photos von Einzelpersonen an diesen Kontrollpunkten hingen. Schon eher unangenehm. Uns hat aber keiner genervt, bloede angemacht oder anderweitig belaestigt.


Die suedliche Route entlang der Taklamakan Wueste ist sonst einfach grossartig und spannend. Dort unten ist das Kerngebiet der Uighuren und man faehrt an vielen kleinen Doerfern vorbei, die zu 90 Prozent aus Lehmziegelhuetten bestehen. Es geht stundenlang durch die Wueste, an Sandduenen vorbei, ueber (noch) unausgebaute Wuestenpisten und sobald ein kleiner oder groesserer Fluss die Wueste durchkaemmt wird es gruen, die Felder sind dicht bewachsen und jede Menge Ziegen und aehnliches Viehzeugs huepft durch die Gegend.

Unser erster Stopp war in Yarkand, wo wir uns unbedingt den Sonntagsmarkt ansehen wollten. Yarkand ist geteilt in einen Chinesischen und einen Uighurischen Part, wobei letzterer fuer uns natuerlich weitaus interessanter ist. Wir machten uns gegen mittag auf zum Markt und es war unschwer zu erkennen, wo wir lang mussten - hunderte an kleinen E-Rickscha-Taxis pesten an uns mit Kind und Kegel und Ziegen und Kuehen und Schafen und Krims Krams und Fruechten entlang der Fleder vorbei. Auf dem Markt war totales Chaos, Menschenmassen, Eselskarren ueberall, Staub und Dreck, Fressbuden zu Hauf, "Boutiquen", Kuechenkrams und am Besten: ein Viehmarkt!! Da konnten wir es dann auch nicht unterlassen, mal die Preise zu erfragen: kleine Kueken gibt es schon fuer 35 cent, Esel fuer 2 Euro (kam uns allerdings etwas zu billig vor...), Schafe ab 130 Euro, Kuehe ab 300 und, am Besten von allen, Kamele ab 500 Euro!
In Yarkand kam auch die naechste Nationalitaet hervor, als die wir durchgehen koennten: als Pakistanis! Bis jetzt haetten wir Amis, Russen, alle moeglichen Europaer, Uighuren (!!!) durchgehen koennen. Dort wurden wir tatsaechlich gefragt, ob wir Pakistanis waeren...

Weiter ging's dann nach Hotan, dem Jadezentrum Chinas, wo wir uns eine Teppich- und eine traditionelle Seidenfabrik angeschaut haben. Ich wusste gar nicht, dass Teppiche knuepfen so eine ewige Prozedur ist und dass Seide eigentlich von jedem Tierschuetzer boikottiert werden muesste - die Kochen die armen Seidenraubenlarven einfach aus ihren Kokons raus und wickeln die Seidenfaeden auf. Danach sind alle Seidenraubenlarven totgekocht. Ganz schoene Sauerei!
Hotan ist sonst ein weiteres wunderbares Beispiel fuer Chinesische Umsiedlungspolitik: Der Grossteil der Bevoelkerung sind laengst Han, es gibt eindeutig Han bzw Uighuren dominierte Ecken, dar groesste Gebaeudekomplex ist die Militaerkaserne und auf dem obligatorischen Volksplatz steht eine riesen Statue von Mao wie er einem Uighuren die Hand schuettelt.

Naja, und eben ueberall die Parteifloskeln darueber, wie jeder einzelne seine Verantwortung zum Aufbau einer harmonischen Gesellschaft traegt, wie die Partei fuer die Bildung und somit den Fortschritt der Gesellschaft sorgt und wie jeder das Vaterland, die Partei, das Volk und seine Heimatstadt lieben soll.


Weiter ging's ueber Keriya mit seiner wunderschoenen uighurischen Altstadt, nach Cherchen und Charkilik. In den Orten selbst ist nichts los und wir haben dort nur die Naechte verbracht. Der letzte Part nach Golmud sollte noch ein Abenteuer werden. Erst ging's stundenlang ueber Wuestenpisten (die Chinesen erneuern Strassen nicht Abschnittsweise sondern immer gleich 100km auf einmal...und dann geht's quer durch die Wueste entlang der Strasse...)bis in die letzte Ortschaft in Xinjiang um dann von dort den letzten Bus Richtung Golmud zu nehmen.

Das war wieder so ein ueberalterter, ueberladener Bus und irgendwann musste es auf diesen Strassen ja passieren - 15km hinter der Ortschaft riss die Radaufhaengung ab und der Bus war hin...Netterweise existiert die Ortschaft da oben allerdings nur, da dort oben, ratet mal was!!! abgebaut wurde...Asbest verdammte Kacke!

Das war ne Asbestmine und wir mitten drin! Zum Glueck kannten ein paar Chinesen die Nummer vom Taxiunternehmen im naechsten Ort (eine Oelarbeiterstadt...) und somit sassen wir nur ca 2 Stunden dort fest und fuhren dann die letzten 70km in die Provinz Qinghai mit dem Taxi an Oelpumpen, Raffinerien und Oelpfuetzen vorbei...Aber schoene Berge gab's im Hintergrund und so eine wuestenaehnliche Hochebene hat schon so ihre Reize!
Hals und Beinbruch.

Der Franz

Donnerstag, 2. Juli 2009

Einmal Pakistan und zurueck

So, und da es so schone war, gleich noch ein paar Bilderchen...Freu mich immer ueber Kommentare - schreiben macht viel mehr Spass, wenn's ne Antwort gibt...

Die letzten paar Tage sind wir von Kashgar aus ab ins Gebirge in Richtung pakistanischer Grenze. Nicht einfach nur, um mal an der pakistanischen Grenze gewesen zu sein, sondern vor allem, weil der beruehmt-beruechtigte Karakorum Highway sich auf dem Wege dort hin durch ein atemberaubendes Gebirge schlaengelt.

Knapp 300km geht es bergauf immer am Fluss entlang, am Karakul-See vorbei bis man dann in Tashkurgan, dem letzten groesseren Ort auf chinesischer Seite 120km von der Grenze entfernt, rausgeschmissen wird. Wenn es schon in Turfan oder auch Kashgar ab und zu knapp mit dem Chinesischen wurde, war dann dort oben fast alles vorbei - die Mehrheit sind Tadschiken und nicht viele von ihnen sprechen Mandarin. Somit kommen dann wieder Haende und Fuesse ins Spiel der Kommunikation.

Tashkurgan war als Ort nicht weiter spannend, aber es ist erschreckend zu sehen, was ein recht kleiner Genpool da oben fuer Auswirkungen hat - grosse Unterschiede im Aussehen gab es tatsaechlich kaum. Dies mag allerdings auch daran gelegen haben, dass alle vom starken Wind rot unterlaufene Augen und eine Lederhaut vom Feinsten hatten...
Es ist faszinierend zu sehen, wie die Praesenz der Partei hier ganz im Westen in Form von riesen Slogans an den Haeusern und morgendlicher und abendlicher Massenbeschallung zunimmt, aber das "chinesische" immer mehr abnimmt. Ich frage mich ohenhin immer mehr, was ist eingentlich "chinesisch"? Das hier jedenfalls nicht mehr - ein vollkommen anderer Menschenschlag, anderer kultureller Hintergrund, andere Sprache, Lebensart usw. Aber die Allmacht der Partei haelt alles zusammen und baut in jedes noch so kleine Dorf mit drei Jurten eine Parteizentrale - auf dass jegliche Form vom so gefuerchteten Separatismus sofort erkannt und im Keim erstickt werden kann. So is ditte, wa...

Was dann auch so ist, ist dass die Chinesen, also Han, die sich hier in Kashgar eine der Moscheen angucken wollen, sich anstelle die Schuhe auszuziehen wenn sie die Gebetshalle betreten, eine Plastetuete ueber die Schuhe ziehen und die Frauen nicht im geringsten daran denken, sich ein Tuch umzubinden geschweige denn lange Hosen anzuziehen...Sogar ich hab meine lange Haare unterm Hut versteckt...


So, und damit seis genug fuer heute..
Der Franz

Montag, 29. Juni 2009

Kleine Einblicke

Soooo, jetzt hab ich alle Technik und alle Passwoerter zusammen, um ab und zu mal ein Bildchen oder zwei hochzuladen. Um eine Beschreibung der Bilder zu lesen, muesst ihr die Maus einfach eine kleine Weile auf dem Bild ruhen lassen und ein kleiner Titel erscheint.


In Turfan haben wir uns noch einen privaten Fahrer organisiert, der uns zu den eher schwieriger zugaenglichen Sehenswuerdigkeiten der Gegend gefahren hat. Er war ein kleiner Halsabschneider und Luegenbold, aber was soll's - wegen dieser kleinen Schoenheiten sind wir ja nunmal nach Turfan gefahren. Turfan selbst ist sonst schon sehr muslimisch und in dem Sinne arabisch angehaucht - man sieht relativ wenige Han, die Mehrheit sind Wei, es gibt schoene Maerkte mit Tuchen, Teekesseln, Klamotten aller Art und leckeres Futter!!! Ein Koenigreich fuer einen Lammmampfer wie mich! Endlich kein Schwein mehr!

Kaum radelt man ein paar Meter aus dem Stadtzentrum hinaus, schon ist fast nur noch Wueste, waere da nicht das clevere Bewaesserungssystem Xinjiangs - die Karez - erfunden worden. Das sind unterirdische Kanaele, in denen das Grundwasser an die benoetigten Stellen geleitet und von dort an die Oberflaeche und weiter verteilt wird. Somit sind entlang der Strasse fette gruene Maisfelder und vor allem Weinreben zu sehen. Die Region
ist bekannt fuer ihre Rosinen. Ansonsten gibt es noch eine alte Wuestenstadt, die langsam vor sich hin verfaellt, das muslimische Dorf Tuyuq, die Feuerberge, die Wuestenstadt Gaochang uns so weiter und so fort dort zu besuchen. Ein Tripp dort hin lohnt sich alle Mal!

Von Turfan gings dann fix nach Urumqi, wo am naechsten Tag Andrew sich unserer kleinen Gruppe fuer eine Woche anschloss. Urumqi selbst hat gar nicht, aber wirklich gar nichts zu bieten. Im Zuge der Umsiedlungskampagnen, die zum Ziel hatten den Einfluss der Partei und die Erschliessung der riesen Oelreserven zu garantieren, wurden tausende von Han dort hin umgesiedelt, man sieht kaum Uiguren und Urumuqi ist eine chineisische Chaosstadt wie jede andere auch...Aber wir sind ja dort hin, um gleich weiter an den Himmelssee ca 2 Busstunden entfernt zu fahren. Und es war grossartig!!! Eine ca ein-stuendige Wanderung fuehrt hoch zum See (natuerlich gibt es fuer die effktive Art des chinesischen Tourismus auch eine Seilbahn - raus aus dem Bus, hoch an den See, essen, Photos schiessen, rein in den Bus und zurueck ins Hotel...) und eine weitere knappe Stunde spaeter ist man in Rashit's Camp angekommen. Weit weg vom chinesischen Rummel, ohne Strom, nur der See vor der Jurte, ein bollernder Ofen in der Jurte, jede Menge warme
Decken, Ziegen, Kuehe und Schafe drum herum und drei Malzeiten am Tag fuer 5 Euro die Nacht! Der Himmel ist sooo nah! Zum Glueck hatten wir zwei Naechte dort eingplant und konnten somit die Ruhe und die Natur ohne Zeitdruck geniessen. Wir sind einen ganze Tag lang auf einen der nahe gelegenen Berge geklettert (natuerlich ohne Wanderwege, immer quer Feld ein), haben den Schaf- und Kuhhirten dabei zugeschaut, wie sie ihr Vieh auf die fetten Almen getrieben haben und jede Menge Sonne getankt. Jeder Zeit wieder da hin und auch gerne laenger! Asmat, einer der dort lebenden, hat uns auch recht offensichtlich seine Abneigung gegenueber den Han gezeigt - "die haben ein kleines Problem im Kopf"...



Nach gestriger 24-stuendiger Zugfahrt sind wir nun am fast westlichsten Ende Chinas, in Kashgar, angekommen. Bis jetzt gefaellt mir die Stadt sehr - kaum Han,



schoene Moscheen, Maerkte und ein Altstadt, die kurz vor dem Abriss steht. Die chinesische Uebernahme (manche nennen es Entwicklung) Xinjiangs laeuft in vollem Gange und bald ist nix mehr davon uebrig...Also: Fix in Flieger und jetzt angucken kommen!

Der Franz

Donnerstag, 25. Juni 2009

Wie spaet ist es eigentlich?

Inzwischen sind wir im Herzen Xinjiangs, in Urumqi. Und sind auch schon fast wieder weg. Aber langsam...

Die Bustour nach Dunhuang war schon ein Erlebnis fuer sich - zum Einen, da ich selbst in Beijing nie so viele Auslaender in einem einzigen Bus getroffen habe und zum Anderen war der Landschaftswechsel entlang der Strecke wunderschoen. Aus Jiayuguan mit den 4000-Meter-Bergen am Horizont raus, eine schnurgerade Strasse durch die Steinwueste mit Huegeln, die schroff wie 3000er waren am Rand der Strasse und dann tauchen auf einmal 150 Meter hohe Sandduenen auf. Einfach so aus dem Nichts. Dunhuang hat also einen riesen Strand vor der Tuer, nur das Meer fehlt. Wenn man eine der Hauptadern der Stadt entlang schaut, gruesst die goldene Wueste. Sobald wie eingecheckt, Fahrraeder geborgt und ein Busticket fuer die Weiterfahrt am naechsten Abend gekauft hatten, fuhren wir auch schnurstracks auf die Sandmassen zu. Da grad Nebensaison ist und wie auch noch Studentenrabatt bekamen, war es dann auch erschwinglich, sich durch den Sand zu quaelen. Man kann auch Kamele reiten, aber das kostet dann wieder unglaublich viel und man bekommt nicht, was man erwartet.

Dieses Stueck Wueste ist dort aufgrund seiner Duenen und aufgrund des soganannten Mondsichelsees so bekannt. Mitten im Sand gibt es eine Quelle und neben ihr eben ein mondsichelfoermiger kleiner See und daneben ein Tempel. Grossartiges Panorama! Wir sind noch eine Weile ueber die Duenenkaemme gewandert um uns dann noch den Sonnenuntergang ueber der Wueste von der ca 1km entfernten Dachterrasse des Silk Road Hotels anzuschauen und dabei einen Mangosaft zu schluerfen. Royal!

Am naechsten morgen ging's dann auf in die Mogao Grotten - die wohl groessten und am besten erhaltenen, von buddhistischer Kunst uebersaeten Grotten. Sehr gut erhalten, da sie von Zhou Enlai vor der Zerstoehrung durch die Roten Garden gerettet wurden. Es zwar sehr strikt dort - man darf keine Photos schiessen und kann sich die Grotten nur im Rahmen einer Fuehrung anschauen, aber es lohnt sich alle Mal! Wunderschoene Farben, Geschichten an den Waenden und jede Menge Buddha-Stauten und Boddhisattva. Am Abend ging's dann mit dem Schlafbus (!!!) weiter nach Turfan.

Turfan ist mit eine der am tiefsten gelegen Staedte Chinas und es wird wunderbar heiss da unten in der Senke...Lockere 42 Grad. Zum Glueck war es morgens um 6 noch nicht so heiss, da wir uns ja erst einmal eine Unterkunft suchen mussten. Dies stellte sich als etwas schwierig heraus, da gerade die Abschlusspruefungen der Mittelschule abgehalten wurden und alle Hotels der Stadt von Schuelern, die extra fuer die Pruefungen aus der Umgebung dort hinkamen, bevoelkert wurden. Nach zwei Stunden Suche fanden wir dann aber noch ein nettes Zimmerchen.

Da Tulufan ueber 2000km von Beijing entfernt ist, ist es dort nicht ganz so einfach mit der Zeit. Offiziell gilt die Peking-Zeit, inoffiziell gibt es aber einen Zeitunterschied von 2 Stunden. Das kann dann schon zu Verwirrungen fuehren...So auch mit unserem Fahrer, der uns die Sehenswuerdigkeiten in der Gegend zeigen sollte, aber zwei Stunden vor der abgemachten Zeit auf uns wartete und dann alles durcheineander gebracht wurde. Leider ist meine Zeit jetzt um und ich muss das mal fix online stellen und spaeter mehr schreiben...

Der Franz

Freitag, 19. Juni 2009

Full circle...

...und ab in die Wueste! Beijing war gestern, eigentlich schon hintervorgestern und heute ist Jiayuguan! Nachdem ich in Beijing alle meine Kisten, Bilder und aehnliches Zeugs abgeschickt, den Kreis mit einem letzten Mal Sushi essen geschlossen hatte, ging's dann am letzten Dienstag endlich los. Erstmal natuerlich mit ewiger Verspaetung, da die auf dem Flugplatz die Flieger nicht rausgelassen haben. Keine Ahnung warum. In Lanzhou (guckt einfach auf der Karte ca 1200km gen Westen von Beijing aus) angekommen, haben wir uns auf den Weg zum Huanghe (Gelber Fluss) gemacht und dort erstmal lecker Teechen getrunken. Einfach so am "Strand" in den Liegestuehlen. Wunderbarer Auftakt! Ansonsten is in Lanzhou nix los - es gibt noch mehrere Moscheen, buddhistische und daoistische Tempel - und wir sind ja dort auch nur hin, weil es billiger war. Am Abend ging's mit dem Nachtzug nach Jiayuguan - nochmal 700km gen Nordwesten.

Hier ist das ehemalige Ende Chinas. Das westliche Ende der Chinesischen Mauer und das letzte Fort vor der Wueste, vor der Wildnis. Alle Sehenswuerdigkeiten und ein Weingut haben wir hier mit dem Fahrrad erradelt und waren somit eine lustige Sehenswuerdigkeit fuer die Locals...
Heiss ist es hier, rings herum nur trockene Steppe und im Sueden der Stadt thront das Qilianshan-Gebirge bis ca 4500 Meter hoch und lockt mit seinen schneebedeckten Gipfeln. Erinnert mich sehr an die Sierra Nevada. Und genau dort sind wir gestern auch hin. Mit dem Zug durch die Steppe und dann fangen auf einmal die Berge an, es geht neben der Bahnstrecke steile 300 Meter bergab zum Fluss und man tuckert so vor sich hin. Hier haben wir als Langnasen auch wieder seltenheitswert und die Augen fallen den Leuten vom Gaffen fast raus. Und wenn wir dann auch noch ihre Sprache sprechen, ist die Verwunderung komplett.

Nach drei Stunden Zugfahrt kamen wir dann in Jingtieshan, einer Mienenarbeiterstadt an, in der an sich nichts, aber auch gar nichts los ist. Aus den Bergen wird dort Eisenerz geholt und dementsprechend gering ist die Frauenrate und die Mienenarbeiter freuen sich im Zug umso mehr ueber die weibliche Zugbegleitung...An sich sind wir dort hoch, um uns den Gletscher des ersten Juli anzuschauen. Dieser war aber nochmals weitere 20km von dem Ort entfernt und die Taxidichte war gleich null. Also half nur Leute anquatschen und fragen, ob sie uns dort hochfahren koennten. Die Halsabschneider haben natuerlich sofort ihre Chance erkannt und verlangen horrende Preise fuer den Tripp. Da das Wetter gestern nicht so toll war, sind wir also nur etwas spzieren gegangen und haben das heutige, wunderbare Wetter abgewartet, wieder jemanden so lange bearbeitet, bis auch uns der Preis passte und sind hoch in die Berge! Und es war grossartig! Kein Mensch, nur ein paar Schafe und schneebedeckte Bergspitzen um uns herum. Um zum Geltscher selbst zu gehen, hatten wir leider nicht genuegend Zeit, aber das Panorama war auch so jeden RMB und jeden brutalen Huckel auf der Strecke wert! Wir sind dort noch ein wenig auf den etwas kleineren Huegeln rumgekraxelt und dann ging's wieder zurueck.

Bilder gibt's leider noch keine, da ich mir erst einen card-reader kaufen muss. Morgen geht's weiter gen Westen - nach Dunhuang und dann ist es nicht mehr weit bis in die Provinz Xinjiang. Bis dahin erstma.
Der Franz

Donnerstag, 21. Mai 2009

Und es gibt sie doch!


Moin allerseits! Lange ist's her, dass ich hier etwas geschrieben habe, aber gut. Vor zwei Wochen war ich wieder unterwegs im Lande für zehn Tage - diesmal in der Provinz Fujian im Süden Chinas. Dort unten gab es endlich schöne Natur, frische Luft, Teefelder UND: Lehmhütten! Aber natürlich nicht Lehmhütten, wie man sie sich aus Afrika vorstellt, sondern riesengroß und fast wie eine kleine Festung ausgebaut. Dies sind die Bauten der Hakka, eine der vielen ethnischen Minderheiten Chinas. In diesen Tulou (土楼,Erdhäusern rein wörtlich) leben zum Teil über 200 Leute. Sie bestehen aus einem großen Innehof mit Viehställen, Brunnen, kleinem Altar und diversen anderen kleinen Häusern. Das Hauptgebäude ist ein bis zu fünf-stöckiger Rundbau aus Lehm, Stroh, Holz und wohl auch der eine oder andere Stein. In diesen Häusern kann man auch übernachten, darf allerdings keinen großen Komfort verlangen - in den Zimmern gibt es ein bis zwei Betten, ein kleines Guckloch und eine Lampe. Zur Notdurft gibt's einen großen Bottich vor der Tür und zum Duschen geht's in die Kneipe nebenan. Sehr lustig!

Die Provinz Fujian ist bis jetzt die, die mir am besten gefallen hat. Berge überall, Tee überall und das Meer direkt vor der Tür. Es ist auch eine recht wohlhabende Provinz, da sie zum einen ob ihrer Schönheit natürlich vom Tourismus profitiert aber vor allem ist die
Gegend durch das Klima sehr gut gestellt. Ausreichend Feuchtigkeit, fast das ganze Jahr über moderate Temperaturen (gut, im Sommer wird's heiß, aber im Winter dafür nicht so verdammt kalt) und von Flüssen durchzogen, so dass jede Menge Obst und Gemüse, vor allem aber Reis und Tee angebaut und exportiert werden.

Die Stadt Xiamen im Süden der Provinz am Meer wurde Ende des 19ten Jahrhunderts vor allem durch den westlichen Einfluss geprägt - jede Menge europäischer Staaten hatten Konsulate und Handelsvertretungen dort unten und prägten das Stadtbild und das der vorgelagerten, AUTOFREIEN!! Insel Gulangyu sehr stark. Bevor jemand meckert - ja, Xiamen ist auch nur eine Insel...Aber ich glaube, ich erzähle den ganzen Spaß im Detail eher später.

Meine Tage hier in Beijing sind nämlich gezählt. In weniger als vier Wochen werde ich mich auf den Weg gen Westen nach Xinjiang, Tibet und zum Schluss Indien machen. Von der Strecke werde ich immer mal wieder versuchen, etwas zu schreiben. Ich sage versuchen, da die inzwischen offensichtlich genug Zeit seit den Olypmischen Spielen vergangen ist, China nicht mehr das ungeteilte westliche Interesse bzw. die Aufmerksamkeit hat und die Firewall wieder höher baut - eigentlich ist blogspot.com gesperrt und ich komme nur über einen Proxy (Hier mal ein großes Danke an Franziska!) drauf.

Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Dalian. Ja, ich war schon dort aber ich wollte im Sommer unbedingt noch einmal dort hin und da die Flüge grad so schön billig sind, geht's los! Sonne, Strand und Meer!

Der Franz

Dienstag, 7. April 2009

Wochenendausflüge

Seit neuestem strukturiere ich mir meine Woche immer so, dass ich wenigstens einen Tag am Wochenende komplett frei habe und nichts für die Uni machen muss. Das funktioniert
so weit ganz gut und somit überleg ich mir immer wieder neue Ausflugsziele. Diese gehen dann von Erkundungstouren durch Beijing und seine Hutongs, die Parks und durch DIE Teestraße (Malian Dao, 马连道) in Beijing, in der ich mich auch ordentlich mit Tee eingedeckt und auf chinesische Art Tee aufbrühen gelernt habe, über Touren nach Tianjin und nun am verlängerten letzten Wochenende in die chinesische Provinz.

Mein Lieblingsmitstreiter hier war vor ca. drei Jahren zum ersten Mal in China und hat zu dieser Zeit über die Jesuiten vermittelt in einem katholischen Nonnenkloster englisch gelehrt. Vor zwei Jahren war er über einen Austausch noch einmal dort und nun haben wir die Nonnen zusammen dort besucht. Wir fuhren erst mit dem Zug sechs Stunden nach Süden in die Stadt Handan (邯郸) und dann nochmals zwei Stunden mit dem Bus gen Osten nach Daming (大名). Da unten, bzw auch schon auf dem Weg, sieht man den Entwicklungsstand, der den größten Teil Chinas ausmacht - ungefähr der, den die Vororte von Addis Abeba haben. Ich fühlte mich an vielen Stellen tatsächlich an Äthiopien und auch Swaziland erinnert - jetzt, da es auch langsam wieder wärmer und staubiger wird. Außerhalb der großen Städte ist China einfach noch Entwicklungsland. Es gibt zwar keine Lehmhütten und überall wird abgerissen, neu gebaut, bewässert und es herrscht ein reges Treiben und Wuseln, aber der Müll und Dreck liegt überall herum, der Kleinsthandel floriert, man wird als Ausländer noch ordentlich angegafft und die meisten gehen auf rudimentäre öffentliche Toiletten. Der Verkehr ist gewohnt chaotisch, die Gefährte drei-rädrig (aber viele Elektro(!!!)roller) und an der Stelle, an der man in z.B. Äthiopien auf der Landstraße auf Rinder, Ziegen oder ähnliches Nutztier, das die Straße überquert, aufpassen muss, fahren und laufen dort ständig Leute über die Straße oder kommen einem einfach Geisterfahrern gleich entgegen - ein ewiges Zick-Zack, Ausweichen und Hupen.

Da Religion in China bekanntlich Staatsreligion heißt, bewegt sich auch die katholische Kirche hier auf einem schmalen Grat. Es gibt hier die sogenannte Erste Kirche, die sich ganz klar zur Staatsraison bekennt und angeblich mitunter Parteifloskeln in der Kirche aufhängt, die Zweite Kirche, zu der die Gemeinde in Daming gehört und die keinen offiziellen Kontakt mit Rom hat und vom Staat geduldet wird und dann gibt es noch die Dritte, die Untergrundkirche, die ganz strikt dem Vatikan folgt und nur insgeheim existiert. Jedenfalls habe ich es mir so erklären lassen und wenn hier etwas falsch ist, immer her mit den Korrekturen. Die Nonnen dort betreiben ein Altersheim, ein Heim für geistig bzw körperlich Behinderte und natürlich Missionsarbeit - in China nimmt, im Gegensatz zu Deutschland, die Zahl der Kirchenmitglieder wohl stetig zu. Wir nahmen auch an der Messe zum Palmsonntag teil - was ich in Deutschland nie mache, warum nicht in China... Auch eine solche Messe ist in China nicht ohne Geräuschpegel zu bekommen - die Kinder flitzen und rufen durch die Gegend und man unterhält sich gern. Die Nonnen dort haben sich wunderbar um uns gekümmert, auch wenn es teilweise ein wenig zu viel war. Aber diese ganze Gastfreundschaft ablehnen, geht auch nicht.

Zurück in Handan besuchten wir noch den dortigen Pfarrer, der uns ein wenig die „Zielgruppe“ der Gemeinde dort erläuterte - die ohne Hochschulabschluss und nur mit einer ganz grundlegenden Ausbildung versorgten, in ganz einfach Jobs arbeitende bzw. arbeitslose große Masse der Bevölkerung. Sie verfolgen viele Bildungs- und Sozialprojekte und erweitern dadurch ihren Einfluss - an der Stelle, an der der Staat versagt, tut die Kirche dann wichtige Arbeit und die Genossen (oder Schäfchen, wie man's will...) wandern über.

Das letzte Wochenende war das "chinesischste" Wochenende der letzten sieben Monate - von morgens bis abends nur Chinesisch, wahre chinesische Festessen mit dem Pfarrer (...) und dazu die Provinz, von der ich immer nur dachte "Hier muss doch mal jemand aufräumen! Räumt doch einfach mal den ganz Mist hier weg!" Aber diese Massen an Menschen logistisch zu versorgen, braucht noch einiges an Investitionen.

Mittwoch, 18. März 2009

So, jetzt geht's hier mal weiter!

Der Ausnahmezustand Semesterferien, Ines ist hier, Franz zieht um ist jetzt also alles vorbei, der Unialltag hat wieder begonnen und somit kann ich auch hier mal wieder ab und zu ein wenig schreiben. Die Mail über meinen kleinen Trip durch die Mandschurei solltet ihr ja inzwischen bekommen haben (wer nicht, aber gerne will, kann sich ja ma bei mir melden), die Mail über den Geschichtstrip mit Ines kommt noch und nun könnt ihr euch hier ein paar Bilderchen zum Touritrip mit Ines durch Beijing angucken.

In der Uni ist nicht viel los, da ich ja nun einmal einfach weiter studiere. Ich belege zwei Chinesischkurse und zwei zur Physik. Die letzteren beiden werden mir noch ganz schön Arbeit verpassen, da ich die Vorlesung immer ganz schön nachbereiten muss, weil ich im Unterricht selbst leider noch nicht alles verstehe. Und dazu kommen die schönen Aufgaben. Jede Woche neu...

Und ja, ich bin umgezogen. Ich hatte keine Lust mehr, ständig das Gefühl zu haben, überwacht zu werden und mir meine Teelichte wegnehmen zu lassen, da es ja nicht erlaubt ist, ein offenes Feuer im Zimmer zu haben...Jedenfalls bin ich unweit der Uni in eine kleine WG mit zwei anderen Chinesen gezogen, von denen aber meistens nur meine eine Mitbewohnerin da ist, da mein zweiter Mitbewohner für irgendeine Werbefirma arbeitet und oftmals außerhalb zu tun hat. Das ist aber auch besser so, da er raucht und außerdem ein typischer Mann ist - der Klodeckel muss eben offen stehen! Somit erlebe ich jetzt ein wenig mehr "echtes" chinesisches Leben hier. Mit meiner Mitbewohnerin, Po Li, unterhalte ich mich oft über's Essen und habe auch schon jede Menge neuer Vokabeln diesbezüglich gelernt. Sie kocht jeden Abend und ab und zu schau ich ihr ein wenig über die Schulter, um ein mir ein wenig chinesische Kochkunst abzugucken. Wenn ich allerdings etwas westliches koche, dann rümpft sie immer nur die Nase und sagt: "Das trau ich mich nicht zu essen." Meine Salami und auch rohe Zwiebeln auf der Thunfischstulle scheinen sie wirklich zu ekeln...

Unweit meiner Haustür kann ich jeden Tag auf den Markt gehen, mir frisches Obst und Gemüse und nicht ganz so frisches Fleisch kaufen. Wenigstens waren bis jetzt keine Fliegen auf dem Fleisch, aber das kommt vielleicht noch im Sommer...Und wenn ich keine Lust habe, zu kochen, gehe ich einfach in eins der kleinen Schnellrestaurants und esse dort ähnlich gut, wie in der Mensa. In meinem Zimmer kann ich am Tage Vögel, die vor dem Krach der Stadt in die Hinterhöfe flüchten, hören und ein Schwarm Tauben hat täglich einmal Ausflug und pfeift hier durch die Gegend. Heute Abend, da es endlich wieder wärmer wird und das Quecksilber bis auf 27°C(!!!) geklettert ist, zieht eine leichte Brise durch mein offenes Fenster und die Musik einer alten Frau oder eines alten Mannes hallt von den Häuserwänden in mein Zimmer. Ich glaube, der Sommer wird großartig!




















Dienstag, 27. Januar 2009

Sülvesta!!!!

Vorletzte Nacht wurde also endlich auch in China so richtig Silvester gefeiert! Nur dass es hier nicht Silvester, sondern Frühlingsfest (春节), mit dem das neue Jahr nach dem chinesischen Kalender beginnt, heißt. Wieder einmal hat also ganz China für eine gesamte Woche frei, alle fahren nach Hause, reisen durch die Gegend und gucken sich ihr Land an. Deshalb haben Ines und ich auch beschlossen, diese Woche noch in Beijing zu verbringen und uns den Reisestress, die überfüllten Züge und ausgebuchten Hotels zu ersparen.

Die Nacht von 25ten auf den 26ten war schon ein Erlebnis für sich. Am Sonntag selbst wollten wir noch auf den Panjiayuan, ein Antikmarkt im Südosten Beijings, auf dem sonst am Wochenende immer jede Menge los ist und man viele kleine und große Schätze entdecken kann. Diesmal war allerdings so gut wie keiner der Stände offen - alle waren wohl mit den Vorbereitungen für den Abend beschäftigt. Auch der Rest der Stadt war nicht wiederzuerkennen. Straßen, die sonst von Autos vollgestopft sind und man beim Überqueren eben jener höllisch aufpassen muss, waren wie leergefegt, kaum ein Mensch war unterwegs. Nur ab und zu erschraken wir, da einmal mehr ein Chinaböller (höhö) oder ähnliches Schießpulver in die Luft flog. Da wird einem aber tatsächlich teilweise himmelangst, wenn man ewiges Geknalle hört, aber nichts sieht.

Sobald die Sonne untergegangen war (also so gegen 17.30 Uhr), konnten wir auch die ersten Raketen und anderes Feuerwerks bestaunen. Netterweise befindet sich unser Unterschlupf für den Monat, den Ines hier ist, im 18ten Stock und somit hatten wir ein großartigen Überblick über das Geschehen. Mit jeder Stunde, die uns dem Jahr des Rindes näher brachte, nahmen der Geräuschpegel zu und die Intervalle zwischen den schönen bunten Feuerbällen direkt vor unserem Fenster ab. Wir waren froh, dass wir nicht auf der Strasse unterwegs, sonder sicher in unserer Höhle waren, als dann um Mitternacht halb Beijing in die Luft flog! Solch ein Feuerwerk habe ich noch nie gesehen! Circa ein halbe Stunde lang hörte der Höhepunkt des Schauspiels nicht auf, das sich insgesamt über mindestens fünf Stunden hinzog und auch heute Abend weiterging (vor knapp zwei Stunden Flogen Raketen fünf Meter vor unserem Fenster in die Luft, die haben echt ne Macke!).

So, und damit ihr nicht denkt "Der blöde Bauer, hatter mal nen richtiges Feuerwerk gesehen, da geht ihm gleich einer ab...", hier der Beweis! Um den Spannungsbogen komplett zu spannen, müsst ihr euch die Videos allerdings der Reihenfolge nach ansehen! Viel Spaß und Froooooheetttt Neueeeeet!