Mittwoch, 22. September 2010

Letzte Runde?!

Nu hatte ich mir ja eigentlich vorgenommen, etwas öfter hier zu schreiben und dann isses wieder nix geworden. Aber ich hatte wirklich einfach viel zu viel zu tun und nun ist die Zeit auch schon wieder so gut wie um - nächsten Dienstag geht mein Flieger...


Die letzten paar Wochen habe ich jede Menge bei meinem Praktikum gelernt, vor allem aber konnte ich einen echten Beitrag leisten: Meine Betreuerin hatte für den Datensatz, den wir da haben, photometrische Rotverschiedungen (wen wirklich interessiert, was das ist, der kann mich ja nochmal fragen...) mit einem bestimmten Programm berechnet. Nun habe ich letzten Semester einen Kurs belegt, der sich genau mit photometrischen Rotverschiebungen beschäftigt hat und habe in dem Zuge ein alternatives Programm zu eben jener Berechnung kennengelernt. Also habe ich es spaßeshalber mal laufen lassen, wovon meine Betreuerin auch sehr angetan war, da sie ihren Ergebnissen nicht ganz traute und gerne einen Vergleich gehabt hätte.
Wie sich herausstellte, war meine Variante etwas genauer und schöner und somit haben wir sie für die weitere Analyse übernommen. Was ich besonders nett fand, war, dass sie meine berechneten Daten für ein Proposal für weitere Beobachtungen verwendet hat (man muss, wenn man Beobachtungen durchführen will immer sein Projekt vorstellen und bekommt dann - oder eben nicht- die Beochatungszeit) und ich als 'Co-investigator' mit auf dem Zettel stehe... Hab ich zwar gar nix von, fetzt aber trotzdem!;)

In dieser Woche werde ich mein Projekt so gut es geht beenden, das, was ich da gemacht habe, versuchen zu dokumentieren, damit jemand, der das weiterführen will, in meinem Chaos auch durchsieht, und ich werde noch ein kleine Abschlusspräsentation meiner Arbeit geben. Es gibt also noch genug zu tun.

Von der Arbeit abgesehen, war ich natürlich an den Wochenenden auch wieder viel auf Achse. Ich stell hier ein paar Bilder wieder mit Kommentaren rein, will aber eigentlich nur von diesem Wochenende schreiben, weil es das spannendste war: Ich habe mir Freitag und Montag frei genommen, weil ich einen größeren Trip nach Green Island (录岛, Ludao) und Orchid Island (兰屿, Lanyu) vorhatte. Das Ganze war von vornherein eher flexibel geplant, da es ersten recht schwierig war, Zugtickets zu bekommen und zweitens es nicht ganz klar war wann und wie die Boote fahren. Zumindest schien das Wetter mitzumachen - so sagte es zumindest der Wetterbericht, den ich mir Donnerstag noch angeschaut hatte.

Der Trip fing ganz gut an - ich verpaßte knapp meine U-Bahn, die mich rechzeitig zu meinem Zug gebracht hätte, fand aber gleich einen verständnisvollen Taxifahrer, der mich mit 100 Sachen quer durch die Stadt lange vor Abfahrt zum Zug brachte (es war 6 Uhr morgens...) - und fuhr nun also ganz gemütliche 5 Stunden an der Küste entlang, durch Schluchten und nicht enden wollende Reisäcker bis fast ganz in den Süden nach Taidong (auch Taitung geschrieben). Auf dem Bahnhof gab es eine Touri-Info und auch einen Reiseveranstalter, der Touren zu eben beiden Inseln verkaufte. Ich fragte den Tourenheini, wie es denn mit den Booten so aussehen würde, wann sie führen usw und dann kams - an dem Tag gab es noch Boote nach Green Island, aber am Samstag wurde ein Typhoon erwartet und somit gäbe es bis einschließlich Montag keine Boote zurück auf's 'Festland'. Ich hatte aber nur Montag frei genommen und mußte Dienstag wieder im Büro sein!

Hm, kleiner Mann, was nun??? Alles für die Katz', Reise auf der ersten Etappe vorbei? Nein, es gab noch die Variante, am Montag mit dem Flugzeug zurückzufliegen. Also rief ich von der Touri-Info dort an und siehe da, es gab sogar noch Plätze am Montag in der letzten Maschine. Diese kam aber nur ca eine halbe Stunden vor meiner Zugabfahrt am Montag in Taitung an, aber dieses Problem verschob ich auf später. Zumindest kam ich zurück. Also, wie weiter mit den Booten? Ich rief im Hafen an, wann es denn Boote gäbe - das letzte für den Tag (also bis mindestens Dienstag) fuhr um 13.30 Uhr und es war...13 Uhr. Der Touri-Info-Mann zeigte mir schnell den Weg zum Bus, aber auch der war mir knapp vor der Nase weggefahren, also wieder ins Taxi. 13.29 Uhr saß ich mit ungefähr 7 anderen Gästen auf einem 300-Mann-Boot (300-Frauen-Boot klingt so doof ;)) - die anderen sahen aus wie Inselbewohner und ich war der einzige beknackte Tourist, der noch rüber fuhr.

Auf der Insel angekommen stand eine riesen Menschenmenge schon Schlange - alle verließen hektsich die Insel. Gut dachte ich mir - hab' ich die Insel für mich! Schließlich sollte der Typhoon Samstag kommen, Sonntag vorbei sein und Montag gäbe es bestimmt wieder Flüge. Ich sah das Boot abfahren und machte mich auf den Weg, eine Unterkunft zu suchen. Die Preise waren weit über dem, was ich erwartet hatte, aber ich schaffte es, mir ein schönes geräumiges Zimmer mit Meeresblick zu einem gar nicht sooo schlechten Preis zu erhandeln. Schließlich wollte ich ja drei Nächte übernachten, da kann man schon etwas raushandeln. Ich borgte mir das Fahrrad der Vermieterin für die drei Tage und machte ich auf Erkundungstour. Es war ja schon eine etwas seltsame Athmosphäre - alle Gäste weg, die Inselbewohner guckten mich komisch an, was ich denn da noch mache und es lag schon eine gewisse Spannung in der Luft.

Im Fernsehen zeigten sie tausendmal den Typhoon, wo er gerade war, wo er höchstwahrscheinlich hintreiben würde und wie die Leute sich vorbereiteten. Alles ganz schön dramatisch. Es war ein bischen wie auf einer Hallig vor Springflut - man kommt nicht weg, flüchtet auf seine Warft und hofft, dass alles gut wird. Nur das man weiß, dass man einen festen Gesteinskern und keine Sandbank unter den Füßen hat ;). Verdammtes Spühlsandmonitoring....

Die Insel sebst ist zur richtigen Zeit wohl ein sehr beliebtes Taucherziel, was ich leider nicht testen konnte, da alle ihre Läden dicht machten. Ich radelte die Ostküste entlang - die Idee der Hallig erwies sich noch mehr als Quatsch, da es viel mehr nach den Cliffs of Moher auf Irland aussah. Tolle Vulkanfelsen an denen sich der Pazifik zu schaffen machte, aber auch einigermaßen geschütze Buchten, in denen man sogar baden konnte - nur rausschwimmen ging nicht, die Wellen waren zu heftig und das Vulkansgestein zu unberechenbar, von der Strömung mal ganz abgesehen.

Als es dann komplett dunkel war radelte ich noch ganz in den Süden zu den heißen Salzwasserquellen, wo ich einen meiner Mitpraktikanten (also einen, der auch als DAAD-Stipendiat hier ist) traf, der zufällig auch grad mit Begleitung auf der Insel war. Die beiden hatten vor, am nächsten Tag (also Samstag) noch mit dem Flieger die Insel zu verlassen. Samstag verbrachte ich dann wandernd und mit weiteren Radtouren um die Insel herum - es gibt sogar einen tollen Campingplatz mit Meeresblick. Die Ostküste wirkte immer bedrohlicher und die Wellen wurden immer aggressiver, fast wütend. Ich sah die Einheimischen Bretter vor ihren Fensten insallieren und deckte mich dann doch noch mit ausreichend Keksen, Instantnudeln und natürlich Bier für die nächste Zeit ein - man weiß ja nie! Zum Abend hin kam das Meer immer näher an meinen kleinen Ort heran und das Wasser spritze inzwischen gute 10 Meter in Luft, wenn es die Felsen vor der Küste traf. Allerdings war noch keinerlei Wind zu spüren. Alles war nett und ruhig, nur eben die riesen Wellen.

Gegen Mitternacht ging ich pennen, nur um dann gegen 4 Uhr von einem wilden Pfeifen um mein Hotel herum geweckt zu werden. Dieses Pfeifen sollte die nächsten ca 12 Stunden ohne Unterlass so weitergehen, nur starker Regen gesellte sich später noch dazu. Der wiederum, blieb nochmal über 12 Stunden da. Netterweise kam der Wind aus Süden und mein Fensterchen zeigte nach Norden - ich konnte also ganz entspannt eben jenes Fensterchen öffnen, mir das tosende, zertauste Meer angucken und darauf warten, dass irgendetwas vorbeiflog, ein Mopped umkippte oder ähnliches. Kam leider nicht, nur der Fernseher ging nicht mehr und meine Infoquelle, wo der Typhoon nun genau war und wohin er ging war dahin. Es war ja nun schon Sonntag und ich mußte Montag wieder zurück, der Typhoon war einen Tag im Verzug nach meinem Plan... Jedenfalls genoss ich den Zwang zur Muße, las mein Büchlein, aß meine ollen Nudeln und gegen Abend hatte der Wind so weit nachgelassen, dass ich im Platzregen spazieren gehen konnte. Das Meer hatte sich inzwischen auch wieder beruhigt - gut, ich war im Norden der Insel bei Südwind, die Südküste sah garantiert etwas anders aus - der Fernseher ging auch wieder, aber Strom setzte ab und an noch aus. Zumindest hatte der Typhoon einen unvorhergesehenen Schwung nach Süden vollzogen (Eigentlich sollte er etwa mittig über Taiwan gen Westen hinwegziehen, legte aber an der Küste eine Linkskurve ein, ich war somit fast mitten drin.) und Kaohsiung ganz im Süden Taiwans hatte es schwer erwischt, mit überfluteten Straßen, unterspülten Gleisen und natürlich jeder Menge entwurzelter Bäume. Ob der ruhigen Luft und der noch 12 Stunden bevor ich fliegen wollte, war ich recht zuversichtlich, dass ich von der Insel runterkommen würde.

Und tatsache hatte der Regen am Montag morgen aufgehört und ich radelte zum kleinen Flughafen (auf dem Weg bewunderte ich die vielen kleinen Wasserfälle, die aus den Bergen flossen), um die Lage zu checken. Der war allerdings noch zu und der Polizist im Haus daneben, den ich fragt, wie es denn aussehe, rief hier und da an und konnte mir nur sagen, dass es keine Flüge geben sollte... Noch einen Tag auf der Insel festsitzen??? Es gab wirklich nichts mehr zu tun da und ob des aufgewühlten Meeres war auch schnorcheln keine wirkliche Option. Genau in dem Augenblick kam aber ein Flughafenmitarbeiter vorbei und meinte, dass es wohl gegen Mittag einen Flug geben sollte! Ich also nix wie hin und ließ mich auf die Warteliste setzen. Eigentlich hatte ich ja einen Flug gebucht, aber erst für 17 Uhr eben der wäre etwas knapp für meinen Zug gewesen. Und wer weiß, ob die dann überhaupt noch geflogen wären, so ein Typhoon macht, was er will... Um das hier mal abzukürzen hat es jedenfalls geklappt und ich saß dann fast auf dem Schoß der Piloten in einer kleinen Dornier 228 und freute mich des Lebens. Die Zugfahrt zurück war noch spannend, da ich einen gewissen Einblick in die Kraft des Typhoons gewinnen konnte. Überall waren die Bananenstauden umgefallen, Palmen abgeknickt, die Flüsse rissen eine ekelhaft graue Brühe Richtung Meer und das ganze Land sah einfach echt zerzaust aus. Es soll wohl auch einige Tote gegeben haben. Also fern von lustig so ein Typhoon.

Und nun hab ich euch lange genug nen Knopf an die Backe gelabert.

Der Franz

Sonntag, 22. August 2010

Is ja nisch viel ßeit, wa!?!

Da ich ja nun nicht soo lange hier bin, dachte ich, dass ich den ein oder anderen Eintrag mehr verfassen werde. Is ja nicht China hier! Vorneweg noch ein großes Danke schön für das Feedback! Hab mich sehr über die ganzen Mails und Kommentare gefreut! 瑞润,我也要谢谢你!我很高兴你看我的Blog!! 如果我写错了你的名字我很不好意思但是我不知道是哪一个rui哪一个run...



Eine ganze Menge ist passiert in den letzten zehn Tagen und ich habe es sogar geschafft, ein paar Bilder zu schießen!! Unter der Woche läuft immer eher weniger, da ich von (spätestens) 10 bis (mindestens) 18 Uhr im Institut bin und fleißig programmieren in IDL lerne, photometrische Rotverschiebungen, Sternentstehungsraten, Sternmassen und all so nen Krams berechne. Und natürlich bei allem immer die fantastische Sicht aus meinem Fenster genieße. So richtig kommt man im Institut aber manchmal nicht zum Arbeiten, weil es ständig Kolloquien, Besprechnungen und Essen gibt. Sehr sympatisch ist auch die Teepause - pünktlich im 15 Uhr läuft eine nette Melodie über die Lautsprecher und kündigt die Teepause an, an der man Teilnehmen kann. Ist ein recht nettes Konzept, um den Austausch unter den Leuten im Institut zu fördern. 15 Uhr ist nur so eine doofe Zeit, da man da grad aus dem Mittagskoma, das einen von ca 13.30 bis 14.30 lahm gelegt hat, aufgewacht ist und wieder arbeiten könnte. 17 Uhr setzt dann so die Feierabendmüdigkeit ein....

Letzte Woche Donnerstag bin ich mit den anderen Studenten über Nacht in ein kleines Dorf ca eine Autostunde von Taipei entfernt in die Berge gefahren, um Sterne zu gucken und hunderte von Sternschnuppen zu bewundern.
Kein Witz, da gingen die ganze Nacht über mehr oder minder große Meteoriten runter und alles schrie, wenn wieder eine vorbeiflog. Toll war, dass wir zwei (Hobby-) Teleskope dabei hatten und ich zum ersten Mal durch nen Teleskop gucken konnte. Ist doch manchmal lustig, da mußte erst nach Taiwan fliegen... War eine recht klare Nacht und somit hatten wir einen guten Blick auf Jupiter und seine Monde, auf verschiedene Galaxienhaufen und sogar Andromeda konnte man als milchigen größeren Klecks sehen. War für mich das erste Mal, so live!

Letztes Wochenende habe ich vor allem damit zugebracht, meinen letzten Bericht für Bonn fertig zu schreiben, bin dann aber am Sonntag noch durch die Stadt und hab mir den Taipei 101 angeguckt.
Ich war grad noch so kurz vor Sonnenuntergang da und blieb dann für gute zwei Stunden auf dem Türmchen, um den Blick sowohl bei Sonnenlicht als auch bei Nacht zu genießen. Zum Abendessen bin ich dann noch auf einen der vielen Nachtmärkte gegangen, der so voll war, dass man kaum laufen konnte. Sonntag Nacht gegen 22 Uhr ist es dort so voll, wie bei uns bei nem guten Rockkonzert - man tritt sich auf die Füße, schwitzt und versucht sich zum Bierstand druchzukämpfen. Naja, Bierstand sind dann hier die Fressbuden, die lauter tolle Sachen feilbieten und man kann sich wirklich dumm und dämlich mampfen. Dazu gibt's tolle Fruchtsäfte, Stinky Tofu am Stock und und und. Macht unglaublich Spaß!


Dieses Wochenende hatte ich komplett Zeit, um Taipei's Umgebung noch etwas weiter zu erkundschaften. Gleich bei mir um die Ecke liegt Maokong, ein wunderschönes Teeanbaugebiet, in dem heutzutage zwar vor allem Tee in Teehäusern gereicht wird und der ursprüngliche Zustand durch den leichten Zugang und die Menge an Touristen ganz bestimmt nicht mehr gegeben ist, das aber nichtsdestotrotz einen Ausflug wert ist.
Und das vor allem deshalb, weil die Taiwanesen, ähnlich wie die Festlandchinesen, nicht wandern gehen, aber, im Gegensatz zu den Festlandchinesen, tolle Wanderwege haben! Kaum begiebt man sich ca 10 Minuten Fußweg weg von der Hauptroute, steht man ganz alleine im dichten Wald und sieht in den nächsten zwei Stunden so gut wie niemanden! Es geht bergauf bergab entlang wenig bearbeiteter, aber gut erhaltener Wanderwege, an Bächen vorbei, unter Farnbäumen hindurch, über moosige Brücken und am Ende kommt man irgendwo raus, nur nicht da, wo man hinwollte... Das ist das einzige Problem: Kaum einer geht wandern und entsprechend schlecht bis nicht vorhanden sind gute Karten.
Ich brauch ja keine Schilder an jeder Kreuzung, aber eine gut ausgearbeitete, verlässliche Karte, die man in Verbindung mit einem Kompass nutzen kann, ist schon ne Menge wert! Aber was soll's, bekanntlich ist ja der Weg das Ziel und darum ging's mir - raus aus Stadt und rein in den Wald! Außerdem habe ich dort oben endlich eine kleine Teeverkostung durchführen können und habe ich im selben Zuge mit leckerem Tee eingedeckt. Es war sehr witzig zu entdecken, dass Taiwanesen und Chinesen den selben Tee unterschiedlich nennen.
Was auf dem Festland 大红袍 (Da Hong Pao) heißt, ist hier eine Art 铁观音 (Tie Guan Yin) und was ich als eben jenen 铁观音 kennen gelernt habe, heißt hier 阿里山 (Alishan) und bezeichnet einfach nur das Anbaugebiet. Diese Vermischungen sind leicht irritierend, aber da sieht man mal, wie unwichtig die Namen letzten Endes sind.


Nach gestriger Wanderung wollte ich heute einfach nur klönen und hatte Bock auf Strand. Da Taiwan ja nu ne Insel ist, sind Strände kein rarer Gegendstand und ich bin eine Stunde mit dem Zug gen Osten nach Fulong an genauso bezeichneten Strand gefahren. Die Zugfahrt selbst war toll, da es wie immer durch die Berge und an Flüssen vorbei ging und der Strand ist ein wirklich schöner Strand! Ich würd sagen, zum 10-jährigen Ostseefahrt-Jubiläum fliegen wir alle nach Taiwan und zelten genau dort, in Fulong!
Garantiert warm, vielleicht mal nen Taifun oder so, Bier is auch (relativ) billig und man kann den ganzen Tag im Wasser liegen, ohne eine Blasenentzündung zu kriegen. Naja, um genau zu sein, das Wasser ist pisswarm und kaum eine Abkühlung. Entsprechend habe ich mir das Bad gespart, da ich keinen Bock auf salzige, juckende Haut ohne Kühlungseffekt hatte. Ja, ich bin beknackt. Egal, war trotzdem schön, ganz in Ruhe Buch zu lesen, Krabben zu beobachten und sich von der Flut verarschen zu lassen...

Genießt die Bilder! Sind wie immer betitelt.

Lieben Gruß
Vom Franz

Dienstag, 10. August 2010

Taiwan...

Ein Hallo Allerseits! Nun ist also die erste Woche Taiwan schon wieder mehr als rum und dies weder viel zu schnell noch viel zu langsam sondern genau richtig! Taiwan ist für mich eine totale Überraschung. Ich bin zwar wie immer ohne jegliche Erwartungen hergekommen (zumindest hätte ich nicht sagen können, was ich denn für Erwartungen hätte), aber trotzdem ist es irgendwie anders als erwartet ;)...

Aber fangen wir mal von vorne an. Nach einem langen, aber nicht unangenehmen Flug, auf dem ich mir den Whiskey Cola (jaaaa, Whiskey trinkt man pur, stimmt, aber nicht Burbon!) und das tolle Entertainmentprogramm habe gefallen lassen, kamen wir morgens 7 Uhr taiwanesischer Zeit (1 Uhr morgens in Berlin) in Taipei mit einer Stunde Verspätung an und wurden ganz fix in den nächsten Flieger nach Tainan verfrachtet. Dort fand unsere Einführungswoche statt, in der wir den ein oder anderen Ausflug durch die Stadt und durchs Umland gemacht und uns mit der Taiwanesichen Partykultur vertraut gemacht haben (hier gibt's fast in jedem Club Flat-Rate-Saufen: Eintritt ca. 15 Euro und dann all you can drink...). Um uns ein wenig in Taiwan zurechtzufinden, kümmerten sich drei/vier Studenten um uns - sie halfen beim Sim-Karten-Kauf, Adapter-Kauf, lauter so Krams. Die Anderen bekamen auch zwei Tage Chinesischunterricht, von dem ich netterweise freigestellt wurde und somit ein wenig mit den dreien durch die Stadt getingelt bin und natürlich mein Chinesisch ausprobiert habe - und siehe da, es geht noch besser, als ich dachte! Vor allem aber sprechen die Taiwanesen deutlicher, bei Bedarf auch langsamer (!!!), was die Festlandchinesen selbst nach der dritten Bitte nicht hinbekommen haben. Ein wenig anstrengend ist, dass die Taiwanesen Langzeichen benutzen, die zwar ungleich schöner als die Kurzzeichen sind, die ich aber leider nie gelernt habe. Und somit versuche ich verzweifelt Langzeichen zu entziffern... Die Taiwanesen haben ein paar Mal nur mit dem Kopf geschüttelt, wenn ich ihnen die Kurzzeichenvariante gezeigt habe, da sie die selber gar nicht kennen. Ohnehin ist es immer wieder witzig, wenn ich so spreche, wie ich es in Beijing gelernt habe, die mich hier aber komisch angucken und grinsen, weil man das hier so nicht sagt. Kann man sich so, wie den Unterschied zwischen australischem und britischem Englisch vorstellen.

Natürlich vergleiche ich die ganze Zeit Taiwan mit dem, was ich in Festlandchina erlebt habe und hier also eine kleine Auswahl von dem, was mich die ersten Tage so beeindrucht hat: Die Taiwanesen sind viel offener, interessierter und aufgeschlossener Ausländern gegenüber. Sie gehen viel normaler mit Westlern um und kichern sich nicht dämlich ins Fäustchen, wenn man Chinesisch kann, sondern wollen gleich diskutieren (Wenn sie erfahren, dass man aus Deutschland kommt, folgt eben keine Ode auf Hitler, sondern die Frage, ob man aus Ost- oder Westdeutschland kommt - kaum ein Chinese hat mich je darauf angesprochen geschweige denn davon gewußt, dass da mal was war...). Vor allem aber ist Taiwan entspannter, ruhiger, viel...naja...kultivierter. Kein Rotzen auf der Straße, kein genüssliches Hochziehen in der U-Bahn und wenn sich der Reis auf dem Teller dem Ende nähert wird jener Teller nicht zum Mund geführt und der Rest per Stäbchen nachgeschoben, sondern sie nehmen einen Löffel und schieben alles drauf... Sind alles Kleinigkeiten, klar, aber es fällt eben auf, WIE groß der Unterschied zu den Festländern ist. Vor allem sind sie höflich, rücksichtsvoll und diszipliniert: Am Gleis der U-Bahn wird sich brav in einer Schlange vor der Tür angestellt und nicht im Pulk reingequetscht und auf der Rolltreppe stellen sich alle rechts hintereinander, so dass man links hochlaufen kann. Und trotzdem gibt es alle tausenden tollen Geschmäcker, das subtropische Klima, schönste Berge, TEE (!!!)... Taiwan ist China ohne den nervigen Part!

Sehr viel Spaß macht es auch, mit den Taiwanesen über die Festländer abzulästern... Meißtens hören sie recht schnell raus, dass man in Beijing Chinesisch gelernt hat und dann kommt fix die Vergleichsfrage und sie teilen einem sehr offen und direkt ihre eigene Meinung mit - sie halten ganz offensichtlich nicht viel vom Festland...Meißtens waren sie noch nie oder aber nur eins/zwei Mal dort. Nach dem, was uns unsere 'Betreuer' in Tainan erzählt haben, gibt es auch, ganz grob betrachtet, zwei Hauptgruppen in Taiwan: die, die sich als Chinesen fühlen und die, die Taiwan als eigenständiges Taiwan sehen. Gut, und dann gibt's natürlich die, deren einer Elternteil vom Festland und der andere ein 'Eingeborener' ist und dann wird's ganz fix komplizierter. Ohnehin bekommt man hier fixer ein Sammelsurium an Meinungen zu einem Thema, wo es auf dem Festland vielleicht anderthalb gab. Naja.

Letzten Freitag bin ich dann von Tainan aus mal eben fix in zwei Stunden quer über die Insel nach Taipei gefahren, um mein Praktikum zu beginnen. Wem die Details fehlen hier nur kurz: Ich mache in Taipei ein Praktikum an der Academia Sinica, weil mir der DAAD ein nettes Stipendium dafür gibt. Jedenfalls bin ich hier ein wenig ab vom Schuss südlich des Zentrums auf nem Berg im International House Taipei untergebracht und fahre seit gestern, Montag, jeden Tag ins Institut, das wunderschön am 'Betrunkener-Mond-See' auf dem Gelände der Taiwan National University (NTU) untergracht ist. Von meinem Arbeitsplatz im 14ten Stock habe ich einen wunderbaren Blick über Hügel der Stadt und kann mich verschiedenen Sternentstehungsindikatoren widmen...Vieleicht schaffe ich es ja auch mal, ein Photochen davon zu schießen. Das tolle an diesem Praktikum ist, dass es im Rahmen einer sogenannten 'Summer School' stadtfindet - ich bin also nicht der einzige, der an dem Institut ist, sondern da sitzen ca 20 weiter (teilweise seeehr) junge Taiwanesen um mich herum und ich habe in zwei Tagen mehr Muttersprachler als Freunde gewonnen als innerhalb eines kompletten Jahres in Beijing... Eigentlich ging die Summer School schon Anfang Juli los und endet Ende August. Da in Deutschland aber die Semester etwas anders gelagert sind, mußte ich alles um einen Monat verschieben und werde also ab September alleine dort sein. Zum Glück sind die meißten aber Studenten an der NTU und werden somit auch im September noch da sein. Das ist zum Einen deshalb praktisch, als dass ich weiter Chinesisch plappern kann, als auch dass sie mir die besten Futtertröge zeigen können! Endlich wieder jeden Tag außerhalb essen und nicht arm dabei werden!!! Vor allem kein Abwasch ;).




Und zum Abschluss noch drei Bilderchen, deren Erklärungen wie immer beim längeren Verweilen der Maus auf dem Bilde erscheint.

Der Franz